Letzte Woche war ich auf der Zukunft Personal. Dort gab es auch einige Stände zum Thema e-Learning. Es wurden viele Autorentools für Unternehmen angeboten, die die Mitarbeiter befähigen sollten in Nullkommanix ansprechende Lernprogramme selbst zu produzieren.
Meist (nicht immer) basieren diese Tools auf Microsoft PowerPoint bzw. ähneln diesem, weil man davon ausgeht, dass nahezu jede*r mit dieser Anwendung umgehen kann. Oft wird suggeriert, dass es quasi nur ein Knopfdruck sei, um aus einer Präsentation ein Lernprogramm zu machen.
Das stimmt natürlich nur in Teilen. Die Tools sind inzwischen wirklich deutlich leichter zu bedienen als noch vor 10 Jahren. Wenn man mit PowerPoint umgehen kann, sollten – nach einer kurzen Einarbeitungszeit – auch die meisten Autorentools kein Problem sein. ABER: Wer schon einmal in den Genuss einer längeren PowerPoint-Präsentation gekommen ist, weiß, dass die meisten Präsentationen zum Einschlafen furchtbar, unübersichtlich und/oder eine Aneinanderreihung von Aufzählungspunkten sind. Aus diesen Präsentationen kann man dann vielleicht per Knopfdruck eine Datei erstellen, die man in einer Lernplattform einbinden kann, aber das ist noch lange kein LERNprogramm.
Das ist schade – vor allem für diejenigen, die später mit diesen Lernprogrammen etwas lernen sollen.
Das Autorentool ist nur ein Baustein bei der Produktion eines Lernprogramms, das diesen Namen auch verdient. Was braucht man noch?
- Gespür für die Stoffauswahl: Was sollen die Lernenden am Ende wissen/können? Wie viel Detailwissen ist nötig? Wenn es gerade um Detailwissen geht: Ist ein Lernprogramm wirklich das richtige Medium? Oder kann der grobe Prozess im Lernprogramm vermittelt und das Detailwissen flankierend zur Verfügung gestellt werden?
- Gespür für die Zielgruppe: Wer soll lernen? Welche Vorerfahrungen hat die Zielgruppe? Wo kann man anknüpfen? Wie kann diese Gruppe angesprochen werden?
- Gespür für Visualisierungen: Ein Lernprogramm kann nicht nur aus Text bestehen. Visualisierungen sind ein wichtiger Faktor bei der Vermittlung und für den Lernerfolg.
- Zeit: Mögen die Tools noch so leicht zu bedienen sein, für die Erstellung eines Lernprogramms braucht man Zeit – am Stück. Das kann man nicht noch nebenbei „mal eben“ erstellen.
- Spaß: Es gibt Menschen, die an der Vermittlung von Wissen Spaß haben. Die sich gerne Gedanken machen über mögliche Visualisierungen, Beispiele, die richtige Sprache. Die sich gerne in andere Zielgruppen hineinversetzen und für diese Gruppe die beste Lösung entwickeln wollen. Sie haben so jemanden im Unternehmen? Wunderbar! Halten Sie ihn oder sie!
Das klingt negativer als es gemeint ist. Natürlich ist es wunderbar, wenn man von Externen/Experten unabhängig ist und als Fachexpert*in für die Mitarbeiter*innen schnell die passenden Lernprogramme erstellen kann. Aber bedenken Sie, dass der Erwerb eines Tools nur der erste Schritt sein kann, wählen Sie die zukünftigen Autor*innen sorgfältig aus und gönnen Sie ihnen die notwendige Unterstützung auf ihrem Weg zum/zur e-Learning-Autor*in.