Ich war kürzlich einkaufen – mit dem Auto. Dort gibt es eine kleine Tiefgarage mit wenigen Parkplätzen. Um die Tiefgarage zu verlassen, muss man durch eine Brandschutztür und direkt danach durch eine zweite, die dann zu Treppenhaus und Fahrstuhl führt. Das ist schon auf dem Hinweg ein Akt. An der Oberfläche gibt es drei verschiedene Supermärkte, einen Drogeriemarkt, eine Reinigung, Ärzte, etc. Die Parkzeit ist beschränkt (Parkscheibe) und es ist verhältnismäßig teuer zu spät zu kommen oder gar die Parkscheibe zu vergessen. Soweit zu den Voraussetzungen.
Wenn man vom Einkaufen zurückkommt, haben die meisten (auch ich) einen Einkaufswagen dabei (ansonsten hätte ich ja auch das Fahrrad nehmen können!). Also, nicht die Treppe nehmen, sondern den unglaublich langsamen Fahrstuhl. Dann durch Tür 1. Puh. Tür 2 bekommt man schon kaum auf, weil irgendwie immer der Einkaufswagen im Weg ist. Wenn man es doch geschafft hat, oder sich jemand trotz Corona erbarmt hat zu helfen, räumt man schnell das Zeug in den Kofferraum. Und dann? Der Einkaufswagen. Hatte ich erwähnt, dass es viele verschiedene Läden gibt? Jeder hat sein eigenes Einkaufswagen-Format. Es gibt natürlich unten keine Rückgabemöglichkeit. Also stellen die meisten, ihre Wagen neben die erste Tür. Nicht ganz korrekt, aber der Aufwand durch die zwei Türen, mit dem Fahrstuhl, zu dem richtigen Laden, …. Allein bei dem Gedanken werde ich ganz unruhig. Und im Auto liegen die Tiefkühlprodukte….
Wer jetzt denkt, dass es doch auffallen muss, dass dieses System nicht optimal läuft und dass es evtl. sinnvoll wäre, UNTEN eine Rückgabemöglichkeit zu installieren, täuscht sich. Seit kurzem hängt an der Tür ein Zettel. Vom Hausmeister. Er weist darauf hin, dass die Wagen wieder in den richtigen Supermarkt zurückzubringen sind. Bäm!
Was das mit Lernen zu tun hat? Es gibt Prozesse, die sind sch**… nicht optimal. Und ich habe es oft erlebt, dass nicht an den Prozessen selbst gearbeitet wird, sondern – und jetzt kommt es – dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einfach GESCHULT werden müssen, um den Prozessen gerecht zu werden. Das Großartige daran ist, dass man später dann dem Training (oder welche Schulungsmaßnahme auch immer gewählt wurde) die Schuld zuschieben kann, dass das alles nicht so läuft, wie es laufen sollte.
Aber ist es wirklich die Schuld vom Hausmeister, dass sein Erziehungsversuch mit dem Zettel nicht fruchtete?
Das Beste wäre also, dass Prozesse direkt so aufgesetzt werden, dass sie leicht oder sogar intuitiv für alle funktionieren. Das Zweitbeste ist, ein Lernkonzept zu beauftragen. Dabei treten die Stolpersteine ganz natürlich zu Tage. Wenn Prozesse trainiert werden sollen, muss ich als Trainerin oder Autorin sie zunächst verstehen und durchspielen. Das ist der beste Test!
Schön wäre es dann natürlich, wenn noch genug Zeit ist, die Fehler oder Stolpersteine im Prozess zu beheben…