Worum geht es bei der Erstellung von Lernprogrammen? Für wen sind sie? Über Zielgruppe und Lernziele wurde ja hinlänglich diskutiert. Und ohne die Wichtigkeit der beiden schmälern zu wollen: es hat sich in den letzten Jahren ein viel wesentlicher Faktor für mich herauskristallisiert. Und zwar ist das die Frage, was der oder die Lernende davon hat, dieses Lernprogramm durchzuarbeiten. Die Frage nach dem WARUM?
Na ja, könnte man antworten, um die Lernziele zu erreichen. Sicher. Die Frage bleibt: Warum? Was habe ich ganz persönlich davon? Ganz Kritische könnten nun erwidern, dass das Berufsleben ja kein Kindergarten ist und man bestimmte Dinge, eben machen muss. Ja. Auch richtig. Es geht aber um Lernen. Und Lernen funktioniert erwiesenermaßen besser, wenn der Mensch offen, neugierig und guter Stimmung ist. Druck hilft eher nicht.
In den meisten Fällen gibt es gute Gründe. Leider werden die oft verheimlicht. Dabei könnten diese Gründe so wunderbar genutzt werden, um neugierig zu machen und die Zielgruppe wirklich zu motivieren, die Inhalte aufzunehmen.
Und damit wären wir dann auch beim Köder aus dem Titel: Wem soll das Lernprogramm „schmecken“? Würde der Angler den Köder nach seinem Geschmack auswählen, wäre der Fang vermutlich sehr traurig (für den Angelnden…). Bleiben wir einfach beim Angeln. Ich muss dazu erwähnen, dass ich wirklich nicht den leisesten Schimmer davon habe. Man möge das entschuldigen. Nehmen wir an, es soll ein Lernprogramm zum Thema Angeln erstellt werden. Nach der Bearbeitung soll man einen Überblick haben über Köder, Angelgebiete und Equipment. Die Zielgruppe sind Angelneulinge – so wie ich.
Würde ich das Lernprogramm ansehen? Vermutlich nicht. Ich fühle mich nicht angesprochen. Ich will vielleicht gar nichts über Angelgebiete im Allgemeinen wissen, sondern speziell hier bei mir in der Gegend. Darauf aufbauend würde ich dann vermutlich meinen Köder auswählen und mein Equipment.
Schwierig. Wie könnte ich also Lust machen auf mein Angellernprogramm? Ich könnte auf die Angeber*innen abzielen.
Erfahren Sie in diesem Lernprogramm, wie Sie auch als Anfänger*in direkt einen imposanten Fang machen können.
Oder auf die Minimalisten:
Erfahren Sie in diesem Lernprogramm, wie Sie ohne teures Equipment die Vorzüge des Angelns für sich nutzen können.
Ich könnte jetzt noch eine Weile weitermachen, aber ich vermute, der Punkt ist deutlich geworden. Interessanterweise geht damit auch eine Anpassung der Lernziele – und meist eine Reduktion der Inhalte – einher. Und es gibt für mich noch einen ganz egoistischen Grund: Mir macht dann die Erstellung eines Lernprogramms viel mehr Spaß! Wenn es für die Lernenden einen guten Grund gibt, das Lernprogramm zu bearbeiten, gibt es auch für mich einen guten Grund es zu erstellen. Und diese gute Stimmung zieht sich dann wie ein roter Faden durch das Ergebnis. Wenn das nicht eine Win-Win Situation ist….