Teamworkshops in Zeiten des Wandels

Wir befinden uns aktuell in Zeiten kontinuierlichen Wandels. Ich kenne kein Unternehmen, in dem sich nicht immer und immer wieder etwas ändert, dem sich die Mitarbeiter*innen stellen müssen.

Nicht immer sind diese Änderungen koordiniert und begleitet. Die einzelnen Change-Prozesse gehen immer mehr ineinander über. Und oft schweben über den Köpfen der Mitarbeiter*innen noch größere Umstrukturierungen. Das wiederum führt zu Unsicherheiten bei den Mitarbeiter*innen [„Inwieweit werde ich/mein Arbeitsplatz betroffen sein?“ – „Werde ich meinen Arbeitsplatz behalten?“ – „Muss ich umziehen?“…]. Auch für das Management ist es in solchen Zeiten nicht leicht, Entscheidungen zu treffen und zu kommunizieren [„Wenn ich jetzt etwas mitteile, obwohl auch mir noch nicht alle Punkte/Auswirkungen kommuniziert wurden, vergrößere ich nicht die Unsicherheit?“ – „Wie soll ich meine Mitarbeiter*innen in den nächsten Wochen/Monaten motivieren, wenn nicht klar ist, ob deren Standort erhalten bleibt?“ – „Und inwiefern bin ich selbst von der Umstrukturierung betroffen?“…]. Das führt nicht nur zu Unzufriedenheit bei allen Beteiligten, sondern kann in einigen Fällen auch Machtkämpfe/“Revier“-Streitigkeiten forcieren.

Oft kommt dann der Wunsch oder die Idee, einen Teamworkshop durchführen zu lassen, um die Atmosphäre wieder zu verbessern und das Team arbeitsfähig zu halten.

ABER: Wenn es dann konkret wird, fragen sich die Verantwortlichen, ob es

  • Sinn macht VOR dem Change für so ein Unterfangen Geld auszugeben. Man weiß ja gar nicht, wie man auf Fragen des Teams in dieser (noch) unklaren Situation reagieren soll. Und
  • ob der Wunsch nach besserer Atmosphäre und Zusammenarbeit bei der derzeitigen Situation nicht sehr naiv ist und sich daher so ein Workshop aktuell nicht lohnt.

Beides ist wahr. Und gleichzeitig kann es ab  er ganz anders sein (wie immer….).

Natürlich wäre ein fundiertes Konzept für den Change inkl. geordneter Kommunikation, abgestimmten Prozessen, Begleitung, Workshops, etc. der perfekte Weg. Nicht immer ist das Leben perfekt! Wenn es dieses fundierte Konzept nun nicht gibt, schon Informationen durchgesickert sind, keiner etwas Genaues weiß und sich Verunsicherung und Unzufriedenheit breit macht – ist es dann wirklich eine gute Option abzuwarten bis alles geklärt ist? Und wann wird das sein, dass ALLES geklärt ist? Bzw. welcher Grad an Klarheit reicht in dieser Situation aus?

Auch der Wunsch nach guter Arbeitsatmosphäre ist nicht naiv, sondern ein Grundbedürfnis. Durch die Unsicherheiten, die ein halb-kommunizierter Change auslöst, steigt der Stress für die Mitarbeiter*innen. Das wiederum steht effektivem und produktiven Arbeiten im Wege. Die Zeit und die Energie, die für Diskussionen, Kämpfe und destruktiven Gedankenschleifen verbraucht wird, steht nicht mehr für produktive Arbeitsabläufe zur Verfügung!

Ein Teamworkshop ist da sicherlich nur ein kleiner Baustein. Und weitere Unterstützung, klarere Kommunikation, was das Wie und Warum der Veränderungen angeht – nicht nur für das Seelenheil der Mitarbeiter*innen, sondern wie erwähnt auch im Hinblick auf die Produktivität – wäre wünschenswert. Dennoch mag eine solche konzentrierte Aktion einen Unterschied zu machen:

  • Ein Teamworkshop vermittelt den Mitarbeiter*innen Wertschätzung.
  • Er gibt Zeit und Raum, was beides im Alltag oft fehlt.
  • Das Team kann sich über gemeinsame Werte und Vorstellungen austauschen.
  • Das Team kann enger zusammenwachsen.
  • Der Workshop kann einen Perspektivwechsel ermöglichen.
  • Das Team kann eine (oder mehrere) Strategie(n) entwickeln, mit der Herausforderung besser umzugehen.

Letztendlich kann ein Teamworkshop das Team widerstands- und handlungsfähiger machen. Selbst wenn es nach dem Change nicht mehr in dieser Zusammensetzung arbeiten wird. Die Erfahrungen aus dem Workshop lassen sich übertragen. Das Wissen ist auch noch im nächsten Team wertvoll.

Kürzlich führte ich einen Workshop durch mit einem Team, das sich auch vielen Change-Herausforderungen stellen musste. Nicht immer war dieses Team direkt betroffen. Dennoch führen Änderungen an einer Stelle des Systems ja unweigerlich dazu, dass auch andere Teile des Systems indirekt betroffen sind. Der Workshop war ein Erfolg. Vieles konnte geklärt und gewürdigt werden. Nach einigen Wochen sprach ich mit dem Vorgesetzten, welche Auswirkungen denn der Workshop für das Team gehabt habe. Ob Änderungen spürbar seien. Das waren sie. Aber, und das war dem Chef noch wichtiger zu erwähnen, die Arbeitsbedingungen hatten sich nach dem Workshop für das Team noch einmal verschlechtert. Ohne den Workshop wären sie durch diese Phase nicht so unbeschadet herausgekommen.

Somit hatte dieser Workshop also die Resilienz des Teams gestärkt. Und ist das nicht genau das, was wir in Zeiten des Wandels brauchen?