Feedback auf dünnem Eis – wenn Kommunikation sofort einbricht

Ente auf Eisfläche

Ich war am Wochenende mit dem Fahrrad auf einem gut besuchtem Radschnellweg unterwegs, als mir ein Jogger entgegenkam – auf genau diesem Weg, obwohl direkt daneben ein leerer Fußweg verläuft.

Ich hätte klingeln können, – viele hätten das wahrscheinlich getan- aber ich wollte nicht das Signal „Platz da!“ senden. Vielleicht wusste er gar nicht, dass er auf dem falschen Weg war. Also sprach ich ihn, nachdem er von anderen Radfahrenden schon fast umgefahren worden war, freundlich an.

Was dann folgte, hat mich wirklich schockiert: Ich wurde angeschrien, beleidigt, sexistisch beschimpft. Ohne Vorwarnung, aus dem Stand.

Da gerät man – ich – ins Grübeln. Was hätte ich anders machen sollen – oder müssen? Warum reicht ein gut gemeinter Hinweis aus, um so heftig zurückgewiesen zu werden?

Und ja, natürlich fragte ich mich auch: Wäre das genauso passiert, wenn ich ein großer, kräftiger Mann gewesen wäre? Zumindest wären andere Beschimpfungen gewählt worden.

Das hinterlässt nicht nur Wut – sondern auch eine gewisse Angst. Und es führt zu etwas, das mindestens genauso schade ist:
Man überlegt sich beim nächsten Mal zweimal, ob man überhaupt noch versucht, jemanden freundlich anzusprechen. Offenbar machen das schon viele Menschen so – sie schweigen lieber. Das merke ich selbst hier in Köln. Damit geht Stück für Stück gesellschaftliches Miteinander verloren.

Natürlich lässt sich diese Situation nicht eins zu eins auf den beruflichen Alltag übertragen – im Arbeitskontext gelten andere Regeln für Feedback.
Aber trotzdem zeigt die Szene etwas Entscheidendes: Hinweise und Feedback werden sehr häufig als Kritik empfunden und viel zu selten als wohlmeinender Beitrag. Und zwar unabhängig davon, wie sachlich, freundlich oder konstruktiv sie formuliert sind.

Wenn jede Form von Hinweis sofort als Angriff verstanden wird, wird Lernen schwierig – und Begegnung fast unmöglich.

Lernen beginnt nicht mit Zustimmung, sondern mit der Bereitschaft, kurz still zu sein und hinzuhören. Nicht jedes Feedback ist perfekt – aber es ist fast immer ein Angebot. Und dieses Angebot abzulehnen, ohne es zu prüfen, bringt uns als Gesellschaft und als Einzelne keinen Schritt weiter.